Blog 06.05.2019 | Gleichstellung – Kirche – Spiritualität

Ich lasse mir die Hoffnung nicht nehmen

Ich habe nie für das Frauenpriestertum gekämpft. Das aktuelle Priesterbild war für mich nie ein erstrebenswertes. Aber ohne Priesterweihe gibt es für uns Frauen keine wirkliche Gleichberechtigung: Auch wenn in «meinem» Bistum Basel Frauen zum Beispiel interessante Tätigkeiten im bischöflichen Ordinariat erhalten, bleiben sie als Nicht-Geweihte letztlich aussen vor. Zum Beispiel im Domkapitel, jenem Gremium, das unter anderem für die Bischofswahl zuständig ist.

Ich will aber trotzdem Gleichberechtigung. Das mag jetzt paradox tönen: Ich will keine Priesterweihe für mich und auch nicht unbedingt für die Frauen grundsätzlich, aber wirkliche Gleichberechtigung ist vom Kirchenrecht her erst möglich, wenn wir in den Klerikerstand kommen. Ja, das ist paradox. Aber ehrlich, ich habe als katholische Theologin gelernt, mit Paradoxien zu leben – eine Überlebensstrategie mangels Gleichberechtigung. Meistens blende ich sie aus, weil ich nicht immer in Widersprüchen denken und fühlen kann.

Ich träume aber von einer Kirche, in der wir Frauen nicht immer in Paradoxien leben müssen. Mein Traum von einer Kirche, in der jede und jeder gleichgestellt und gleichberechtigt ist, dieser Traum lässt mich dranbleiben. Warum sollte eine Institution wie die Kirche, die sich in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder gewandelt hat, diese Veränderung nicht auch schaffen? Ich erwarte von unserer Kirche, dass sie alles daransetzt, den theologischen Grundsatz des «allgemeinen Priestertums» umzusetzen, bis hinein in die hierarchischen Strukturen und in das Kirchenrecht.

Ich bin nicht blauäugig, aber ich lasse mir die Hoffnung nicht nehmen: Es gibt sie, die Geistkraft, die Ruah, die Sophia, die frischen Wind bringen kann. Gleichberechtigung ohne Priesterweihe müsste doch möglich sein können.

Deshalb engagiere ich mich für den Frauen*KirchenStreik, denn ich will wie die Witwe vor dem Richter (Lukas 18, 1-8) lautstark meine Rechte einfordern. Meine Rechte als Frau in der Kirche. Unser Recht auf Gleichberechtigung. Punkt. Amen.

Silvia Huber

Silvia Huber, Theologin

 

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